Luchse und Rehe – Untersuchungen zur Räuber-Beute-Beziehung

Luchse und Rehe – Untersuchungen zur Räuber-Beute-Beziehung2019-11-07T17:35:17+00:00

Project Description

Luchse und Rehe

Populationsentwicklung und Veränderungen des Raum-Zeit-Verhaltens von Rehen bei Anwesenheit des Luchses

Heinrich Moser, Luchskoordinator der BJV Kreisgruppe Bad Kötzting betreibt seit fast acht Jahren das Luchsmonitoring im Landkreis Bad Krötzting, Bayern. Seit 2016 wird das Monitoring durch ein dichtes Netz an Wildkameras in einem Revier von350 ha durchgeführt. Nachweislich sind bisher über 100 Luchsnachweise mit über 300 Fotos und 50 Videos dokumentiert. Parallel zu der Erfassung des Luchses sind auch die Daten zum Vorkommen des Rehwildes archiviert. Hier ist festzustellen, dass mit dem regelmäßigen Vorkommen des Luchses die Nachweise des Rehwildes deutlich zurückgehen und dass sich das Verhalten der Rehe zu verändern scheint.

Das Netz an Wildkameras ist dokumentiert und wird in einem Geografischen Informationssystem dargestellt, so dass räumlich und zeitliche Analysen durchgeführt werden können. Neben den Nachweisen des Rehwildes auf den Kameras kann zur Komplementierung auch auf reviergenaue Jagdstreckendaten zurückgegriffen werden.

Derzeit ist anhand reduzierter Abschusszahlen in den vergangenen Jahren von einer deutlichen Reduktion der Rehwildpopulation auszugehen.

Ziel der Arbeit ist die Darstellung des Luchs- und Rehwildpopulationen und der jeweiligen Dynamik in der Region anhand der Kameradaten. Es sollen die räumlich-zeitlichen Interaktionen beider Tierarten dargestellt und analysiert werden.

Tolle Ausnahme eines Luchses im Projektrevier.
Luchs an der Salzlecke.
Luchse sind tag- und nachtaktiv.
Dort wo der Luchs zurückkehrt, wird Rehwild seltener beobachtet. Doch woran liegt das? Diese Fragen werden derzeit in einer von Dr. Daniel Hoffmann (Bildmitte) betreuten Bachelorarbeit untersucht. Mit dabei: Simon Delkeskamp (links) und Heinrich Moser (rechts).

Treffen in Sommerau, Cham 

Teilnehmer: Heinrich Moser, Simon Delkeskamp, Daniel Hoffmann

Bei einer Revierrunde mit Heinrich Moser und Simon Delkeskamp wurde  das Projektgebiet vorgestellt. Der Hegering umfasst insgesamt eine Fläche von ca. 10. 000 Hektar.

Rehwild ist in den letzten Jahren seltener geworden und die Beobachtbarkeit ist deutlich zurückgegangen. Aktuell ist festzustellen, dass Rehwild sich verstärkt in die Nähe der Wohnbebauungen aufhält und regelmäßig in den Hausgärten zu beobachten ist. Auch Risse durch Luchse werden verstärkt im Umkreis von 100 bis 200 Meter um Häuser gefunden.

Luchse nutzen sehr regelmäßig Forstwege und Rückegassen beim Durchstreifen des Gebietes. Dort werden gezielt Kameras aufgestellt. Da Luchse immer auch wieder bestimmte individuelle Wechsel annehmen, können Kameras sehr gezielt positioniert werden.

Es kommen verschiedene Kameratypen zum Einsatz. Funkkameras werden von der Firma ICU-Server aus Österreich genutzt und deren Einsatz hat sich bewährt. Im Luchsjahr 2016/17 (01.05. bis 30.04.) konnten durch Kameras im Lamer Winkel zwölf Luchsindividuen nachgewiesen werden zzgl. der Jungtiere.  Die Luchse sind tag- und nachtaktiv. Die Verteilung der Aktivität der Luchse wird tages- und jahreszeitlich dargestellt.

Heinrich Moser zeigte anhand einer Revierkarte aus dem Lamer Winkel, welche Reviere in den letzten Jagdjahren noch Rehwild erlegt haben und wo Rehwild nicht mehr bejagt werden konnte. Im Wesentlichen reduziert sich der Abschuss auf die größeren gemeinschaftlichen Jagdbezirke, die von großen Wiesenflächen umgeben sind.

Die Revierkarte der Gemeinde soll im Zuge der geplanten Bachelorarbeit digitalisiert oder von der Gemeinde evtl. als SHP-Datei zur Verfügung gestellt werden. In der Karte werden auch alle Kamerastandorte eingetragen und gekennzeichnet. Die Bezeichnungen der Kameras in der Karte stimmen überein mit der Nummerierung der Kameras in der Haupttabelle der Luchssichtungen und kann auch den Rehwildbildern zugeordnet werden.

Insgesamt sind im Luchsjahr 2018/19 38 Luchsrisse gefunden worden. Diese und alle anderen dokumentierten Risse werden in der Bachelorarbeit kurz beschrieben und ebenfalls digital im GIS erfasst. Heinrich Moser zeigte eine alte Karte (Feller 1909) des Chamer Winkels, in dem die dreiseitig geschlossene Tallage deutlich wird. Vergleichend mit Daten von Heinrich Haller (vgl. Mammalia Depicta, Paul Parey) wäre eine Ausrottung des Rehwildes durch den Luchs aufgrund der besonderen geografischen Lage denkbar. Gegebenenfalls könnte hier ein digitales Höhenmodell eingesetzt werden, falls dies nicht zu aufwändig für die Bachelorarbeit wäre.

Es soll zeitnah diskutiert werden, welche digitalen Karten angeschafft und genutzt werden (DGK 1:10.000 und Orthofotos oder Satellitenbilder, DGM) – dies erfolgt in Absprache mit Wolfgang Rohe und Felix Kleemann.

Anhand der Videoaufnahmen von Rehwild wird in einem ersten Test dargestellt, wie das Sicherungs- bzw. Komfortverhalten des Rehwildes sich äußert und in wieweit dies sinnvoll auswertbar ist. Gegebenenfalls werden Vergleichsdaten gesucht und die Beobachtungen von besonderen Tierarten (Haselhuhn, Auerwild etc.)  vermerkt.