Nachdem bereits im Spätwinter 2022 in Kooperation mit dem Magazin Vögel, der Game Conservancy Deutschland e.V. und dem Gut Hardegg in Niederösterreich eine Wintervogelzählung nach der Methodik des Game and Wildlife Conservation Trust (GWCT) durchgeführt werden konnte, wurde dies wiederum im Februar 2023 wiederholt. Unterstützung fand das Projekt weiterhin durch die Firma Bellaflora (Startseite | bellaflora) aus Österreich, deren Mitarbeiter zusätzlich eine Singvogelschulung erhielten, um besser für die Kartierungen vorbereitet zu sein.
Die Schulungen wurden organsiert über das Gut Hardegg und wurden auch unterstützt durch den Ornithologie Felix Kleemann, der neben der Wintervogelzählung mehrere Projekte zum Vogelschutz auf den Flächen des Gutes Hardegg durchführt (trifolium – trifolium.ai).
Das Projekt wurde im deutschsprachigen Raum im Jahr 2017 zunächst räumlich recht begrenzt auf Initiative des Gutes Hardegg begonnen. Mit einer Beteiligung von unter 50 Datenbögen bis zum Jahr 2020 wurde ein Grundstock gelegt und in den Folgejahren konnte die Zahl der Beteiligten deutlich gesteigert werden.
Der höchste Datenrücklauf konnte im Jahr 2022 mit 359 Erfassungsbögen realisiert werden. Trotz weiterer Werbung und Information gingen im Jahr 2023 mit 253 Bögen etwa 100 Datensätze weniger in die Bearbeitung ein.
Die Zahl der erfassten Vogelarten blieb trotz geringerer Rücklaufrate jedoch gleich. Während in 2022 121 Arten bestätigt wurden, waren es in 2023 119. Auch seltene Arten wie Kornweihe, Kaiseradler Raubwürger und Großtrappe konnten in 2023 wieder erfasst werden.
Die Gesamtzahl der erfassten Vogelindividuen beläuft sich in 2023 auf 15640 Vögel. Dieser Wert lag in 2022 bei gut 30.000, so dass je Erfassungsbogen in 2022 etwas mehr al 80 Vögel dokumentiert werden konnten. Die Zahl erfasster Vögel je Datenblatt betrug im Jahr 2023 ca. 62 und liegt damit deutlich unter dem Wert von 2022. Diese Daten haben jedoch keine Bedeutung im Sinne eines Monitorings, da die Herkunft der Daten zwar regionalbezogen bekannt ist, allerdings ist der Datensatz noch deutlich zu gering, um entsprechende Daten über ein Entwicklung zu tätigen.
Die häufigsten Vögel innerhalb der Feldvogelerfassung 2023 sind die Kohlmeise und die Graugans. Bei sind mit ca. 1100 nachgewiesen worden. Unter den 25 am häufigsten nachgewiesenen Arten finden sich alle häufigen Rabenvogelarten Mitteleuropas, sowie zwei weitere Gänsearten.
Interessanterweise ist auch die nur sehr lokal vorkommende Großtrappe unten den „Top 25“, was deutlich zeigt, wie sehr die Feldvogelerfassung durch lokale Beteiligungen von einzelnen Bearbeitern abhängig sein kann. Dies gilt letztlich für alle Projekte, die mit einer öffentlichen Datenerhebung mit einfacher Methodik arbeiten. Für häufige und weitverbreitete Arten hingegen kann ein langjähriges offenes Monitoring bei hoher Beteiligung und der Möglichkeit der Regionalisierung der Daten durchaus ein interessantes Instrument werden.
Sehr grob können die vorhandenen wie auch im Vorjahr differenziert werden nach dem Herkunftsland der Erfassungsbögen. Während aus Tschechien und Ungarn jeweils nur ein Bogen eingescannt wurde, stammen 96 Datensätze aus Österreich und 152 aus Deutschland. Im Vorjahr waren es 161 Datensätze aus Österreich und 198 aus Deutschland. Damit liegt das Verhältnis Deutschland zu Österreich im Jahr 2023 bei 1 / 0,62 während die Relation im Vorjahr 1 / 0,81 betrugt.
Im Datensatz aus Deutschland sind die Arthäufigkeiten deutlich anders als in Österreich. Während im Ergebnis für Deutschland die Graugans, die Blässgans und die Rabenkrähe die ersten drei Plätze belegen, sind im österreichischen Datensatz Haus- und Feldsperling wie die Kohlmeise am häufigsten aufgezeichnet. Um die Daten zwischen den Staaten vergleichen zu können, wurde die Anzahl an Vogelindividuen je eingereichtem Datenblatt berechnet. Wie bei den absoluten Erfassungszahlen verändert sich die Reihenfolge der gelisteten Arten nicht, jedoch kann mit diesem Vorgehen eine direkte Vergleichbarkeit der Daten erzeigt werden.
Im deutschen Datensatz wurden mehr als 7 Graugänse pro Beobachtungsbogen registriert und dazu waren es 5,6 Blässgänse im Mittel des Datensatzes. Die Nachweishäufigkeit der beiden Gänsearten deutet darauf hin, dass die Mitarbeit in Deutschland in Norddeutschland in den Rast- und Überwinterungsgebieten und / oder an großen Seen überrepräsentiert ist. Analysiert man die Biotopangaben, die auf der Erfassungsbögen ebenfalls einzutragen waren, zeigt sich, dass fast jeder zweite Beobachter in Deutschland den Habitatbestandteil „Graben“ angegeben hat. Da Gräben zur Entwässerung ein typisches Element der Tiefebenen darstellen , stützt dies die Annahme, dass in Deutschland die höchste Beteiligung in Tieflandsregionen erzielt wurde. In Österreich gaben nur knapp 15% der Beteiligten „Graben“ als Biotop an.
Als Art, die überall anzutreffen ist und im Offen- und Halboffenland flächendeckend vorkommt, ist die Rabenkrähe in Deutschland mit 4,7 Individuen je abgegeben Datenblatt die am dritthäufigsten registrierte Art.
Im Vergleich dazu ist die Rabenkrähe in Österreich mit 2,2 Nachweisen je Datenbogen etwas weniger als halb so häufig nachgewiesen. Dafür sind Haus- und Feldsperlinge mit 6,5 und 4,3 Nachweisen je Erfassung mit der Kohlmeise (5,6 Nachweise je Bogen) unter den Top-Drei der häufigsten Arten. Diese Verteilung deutet möglicherweise an, dass sich die Erfassungen in Österreich eher auf Hausgärten und die Feldflur konzentriert haben. Tatsächlich haben nur 6% der Beobachter in Deutschland „Garten, Park, Weinberg“ als Biotop angegeben, während dies in Österreich ca. 27% waren.
Die Differenzierung der Daten nach den eingesehenen Habitaten ist demnach ein wichtiger Bestandteil für die kausale Auswertung der Daten. Es sollte jedoch unbedingt erreicht werden, dass die Beteiligung höher wird, dass solche Auswertungen auch statistisch abgesichert werden können.
Mit der Einschränkung, dass die relativ niedrigen Beteiligungsquoten noch nicht die Anforderungen eines Monitorings erreichen, kann über die letzten Jahre eine Zeitreihe für einige häufige Arten erstellt werden. Amsel und Wacholderdrossel zeigen deutliche Schwankungen zwischen den Jahren, lassen aber keinen Populationstrend erkennen. Bei Stieglitz und Feldsperling deuten die Datensätze jedoch tendenziell auf eine Abnahme der Wintervogelbestände hin. Beide Arten verlieren stetig an Repräsentanz in den Erfassungsbögen. Diese Daten sind nun keineswegs gesichert, sollten aber mindestens dazu veranlassen, das Projekt fortzuführen und die Arten unter Beobachtung zu halten.
In der Erfassung für das Jahr 2024 sind zwei Neuerungen geplant. Es wird ab 2024 die Möglichkeit zur Onlineerfassung geben. Die Daten können dann bequem per Smartphone, Laptop oder PC eingegeben und abgeschickt werden. Weiterhin ist geplant, eine Web-GIS-Anwendung zu programmieren, so dass die Beteiligten bei entsprechender räumlicher Abstraktion der Daten und nach Einwilligung die Ergebnisse auch in einer Karte dargestellt bekommen können. Dies wird die Nutzerfreundlichkeit deutlich erhöhen und auch neue Impulse für die Auswertung bringen.