Resistente Keime bei Wild- und Haustieren

Resistente Keime bei Wild- und Haustieren2020-04-09T16:17:59+00:00

Project Description

MRSA in der Umwelt

Hoffmann1, A. Posautz2, I. Loncaric3 & A. Kübber-Heiß2

1 Game Conservancy Deutschland e.V.; 2 Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie, Vetmed. Uni Wien; 3 Institut für Bakteriologie, Vetmed. Uni Wien

Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) sind Keime, die beim Menschen unter anderem Wundinfektionen und Entzündungen der Atemwege hervorrufen können und gegen bestimmte Antibiotika resistent sind. Entstanden sind die Resistenzen vermutlich zuerst in Krankenhäusern und wurden dort von Mensch zu Mensch übertragen. Seit einigen Jahren sind jedoch vermehrte Fälle beschrieben, in denen sich Menschen außerhalb von Krankenhäusern infiziert hatten.

MRSA werden auch bei Nutztieren und in Lebensmitteln nachgewiesen, die somit eine Infektionsquelle für den Menschen sein können. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat auf seiner Homepage sehr informative Fakten zusammengestellt.

Bisher wird zwischen drei großen MRSA Gruppen differenziert, die sich durch Ort des Übertragungspotenzials unterscheiden lassen. So sind nach wie vor die im Krankenhaus übertragenen MRSA am häufigsten (hospital acquired MRSA, haMRSA). Außerhalb von Krankenhäusern werden bestimmte MRSA-Stämme von Mensch zu Mensch übertragen (community acquired MRSA, caMRSA). Als dritte Gruppe sind MRSA beschrieben, die bei Nutztieren verbreitet sind und vor allem bei Menschen gefunden werden, die beruflich mit Nutztieren Kontakt haben (livestock associated MRSA, laMRSA). Hierzu zählen überwiegend MRSA, die mit dem klonalen Komplex (CC)398 assoziiert sind, aber auch CC9 und CC97 MRSA.Als zu diskutierende vierte Gruppe von MRSA und noch nicht intensiv erforscht sind die MRSA-Stämme, die bei Wildtieren vorkommen.

Bisher gibt es wenig Datenmaterial und Erkenntnisse über die potenzielle Gefährdung des Menschen durch Wildtier-gebundene MRSA. Die G.C.D. hat in ihren mittlerweile zehnjährigen Untersuchungen zum Gesundheitsstatus von Wildtieren mit dem Schwerpunkt der Feldhasen auf der Insel Pellworm etliche Feldhasen mit MRSA-Kolonialisierung aber auch eitrigen Abszessen gefunden und untersucht. Veränderungen in den Lungen konnten dabei allerdings in keinem Fall mit MRSA in Verbindung gebracht werden. Alle Arbeiten werden seit dem Jahr 2010 in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Uni Wien (FIWI) durchgeführt, so dass insgesamt über 400 Feldhasen, sowie verschiedene andere Wildtiere pathologisch untersucht wurden. Seit dem Jahr 2014 sind MRSA bei Feldhasen in den Untersuchungen nachgewiesen worden.

In der Bakteriologie der Vetmed. Uni Wien wurden bereits mehrere Isolate unterschiedlicher Stämme von MRSA aus den Proben der G.C.D. und dem FIWI gewonnen. Je drei MRSA-Isolate von Pellworm-Hasen, Pellworm-Rindern und zwei Isolate von Pellworm-Schafen wurden an das Bundesinstitut für Risikobewertung zur weiteren Differenzierung und Bestimmung übersandt. Am BfR wurden die Stämme genauer typisiert werden (Tab. 1).

Tabelle 1: Beschreibung der MRSA Isolate von der Insel Pellworm aus den Jahren 2017 und 2018

Originalnr. BfR-Probennr Herkunft Spezies MLST spa-type Origin
3544/11 17-ST00389 European brown hare S. aureus 130 t843 GCD
3268/12 17-ST00390 European brown hare S. aureus 130 t10513 GCD
3269/12 17-ST00391 European brown hare S. aureus 130 t843 GCD
11r 17-ST00395 bovine S. aureus 398 t011 GCD
14r 17-ST00396 bovine S. aureus 398 t011 GCD
38r 17-ST00397 bovine S. aureus 398 t011 GCD
7sb 17-ST00398 bovine S. aureus 398 t011 GCD
8sb 17-ST00399 ovine S. aureus 398 t011 GCD

Insbesondere beim Nachweis von mecC befindet sich das BfR noch in der Methodenvalidierung und –optimierung. Insbesondere diese, eher seltenen Isolate aus den Hasen stellen einen sehr wichtigen Beitrag zur Forschung am BfR dar. Speziell die t843 Stämme sind häufiger in Wildtieren zu finden, der spa-Typ t10513 ist jedoch gänzlich neu und bisher so nicht beschrieben. Beide Stämme sind in Wildtiere aber generell bislang noch nicht gut untersucht.

In der gemeinsamen Probennahme 2019 der G.C.D. und des FIWI auf der Insel Pellworm wurden wiederum in der Bakteriologie der Vetmed. Uni Wien mecC Stämme in Feldhasen vorgefunden. Dem BfR können nun Isolate aus einer Leber, einem Darm und drei Nasentupfern übersandt werden.

Für die weitere gemeinsame Forschung sind insbesondere Proben von Wild- und Nutztieren von gemeinsam genutzten Flächen von großem Interesse, um das Thema von möglichen Reservoiren und Erregerübertragungen weiter zu beleuchten.

Die gemeinsame Arbeit zwischen der G.C.D., den Kollegen der Vetmed Uni Wien und dem BfR werden wir weiter fortführen.