In Zusammenarbeit mit Gut Hardegg und dem Game & Wildlife Conservation Trust, UK
Bürger schaffen Wissen
Der Big Farmland Bird Count (Große Feldvogelzählung) wurde 2010 auf Initiative und fachlicher Betreuung durch den Game and Wildlife Conservation Trust (GWCT) in Großbritannien ins Leben gerufen. Ziel war es, ein einfaches Vogelmonitoring mit dem Fokus auf Arten der Agrarlandschaft zu etablieren. Vergleichbare Public-Science-Programme werden auch von verschiedenen Naturschutzverbänden organisiert, wobei diese meist den Schwerpunkt auf Siedlungsbereiche legen. Die gezielte Erfassung von Feldvögeln in direkter Zusammenarbeit mit Landwirten, ist ein Alleinstellungsmerkmal dieses Programmes und soll auch dazu beitragen, eine höhere Akzeptanz, Sensibilität und Kenntnis bei Landnutzern für die Erhaltung der Vogelfauna und den Schutz der Biodiversität zu erreichen.
Die ersten Jahre des Programmes liefen in Großbritannien mit relativ wenigen Teilnehmern mühsam an, doch konnten durch konsequente Werbung und Information die Sinnhaftigkeit des Projektes transportiert werden. 2021 wertete der GWCT 1.800 Protokolle von landwirtschaftlichen Betrieben aus, die eine geschätzte Fläche von etwa einer Million Hektar abdecken. Für die einzelnen Jahre sind Ergebnisse online einsehbar (https://www.bfbc.org.uk/results/).Im Jahr 2022 wollen wir die Teilnehmerzahl und somit auch die Aussagekraft für den gesamten deutschsprachigen Raum noch einmal steigern – daher sind Sie gefragt.
Bereits vor diesen Erfolgen der Feldvogelerfassung in Großbritannien begann das Gut Hardegg auf Initiative des Eigentümers Maximilian Hardegg, im Jahr 2015 in Niederösterreich die erste Beteiligung an dem englischsprachigen Programm im deutschsprachigen Raum. Gezählt wurden 2021 mehr als 7.200 Individuen aus verschiedenen Regionen Österreichs.
Die Vorgaben
Damit die Daten eine gewisse Vergleichbarkeit ermöglichen und auch über Jahre hinweg eine Grundlage für ein Monitoring sein können, sind gewisse Methodenstandards erforderlich und müssen eingehalten werden. Im Jahr 2022 wird der Zeitraum zwischen dem 4. und dem 20. Februar liegen. Die Kartierung erfolgt von einem vom Zähler selbst festgelegten Punkt in der Feldflur, von dem aus eine Fläche von mindestens zwei Hektar einsehbar sein sollten. Die Kartierzeit beträgt 30 Minuten und kann gerne in den Vormittagsstunden liegen. Um eine Zuordnung und spätere Auswertung des Erfassungsbogens zu gewährleisten, müssen Datum und Örtlichkeit erkennbar sein. Daneben wird eine grobe Beschreibung der vom Beobachtungspunkt aus einsehbaren Habitate gefordert.
Auf dem Erhebungsbogen sind 56 regelmäßig vorkommende und am häufigsten zu erwartende Feldvögel vorgegeben, deren Anzahl dann in dem Bogen zu vermerken ist. Arten, die sich nicht in der Liste befinden, können zusätzlich eingetragen werden.
Die häufigsten Feldvogelarten
Singvogelschulungen
Die Kenntnis über die heimische Vogelfauna ist sehr unterschiedlich. Doch mit diesem Erfassungsprogramm sollen auch Menschen erreicht werden, die ornithologisch.noch nicht viel Erfahrung gesammelt haben. Daher bieten das Gut Hardegg und die Game Conservancy Deutschland e.V. nun im dritten Jahr Singvogelschulungen an. Aufgrund der Pandemielage werden diese per Videokonferenzen abgehalten. Es sind Termine für Ende Januar geplant. Interessenten können sich direkt beim Gut Hardegg oder der Game Conservancy Deutschland e.V. melden (guthardegg.at und gameconservancy.de).
Vier-Säulen-Modell
Die Motivation von Maximilian Hardegg, aktiv für die Feldvögel einzustehen, entstammt seiner großen Naturverbundenheit und dem Bestreben, Landwirtschaft und Biodiversität als Einheit zu verstehen. Bei konventionell betriebener Landwirtschaft umgeben die meisten seiner von Beetle Banks durchzogenen Felder mehrjährige Blühstreifen. Diese unmittelbaren landwirtschaftlichen Maßnahmen stellen die erste von vier Säulen dar, die auf Gut Hardegg zur Verbesserung der Biodiversität umgesetzt werden. Säule 2 ist die Schaffung von Habitatstrukturen, wie die Anlage von Hecken, Feldgehölzen, Streuobstwiesen und Wasserkuhlen. Die ganzjährige Fütterung an vielen kleinen Futterplätzen stellt eine dritte wesentliche Säule dar. In der modernen Feldflur fehlen durch zu effiziente Erntemaschinen tonnenweise Nahrung. Hinzu kommt die Reduktion der Wildkräuter, deren Samen ebenfalls eine wesentliche Grundlage für die Vögel waren. Die vierte Säule ist das jagdliche Management von Prädatoren, sodass der Bruterfolg der Arten nachhaltig realisiert werden kann. Mit diesem Vier-Säulen-Modell werden hohe Abundanzen von Vögeln der Agrarlandschaft erreicht, deren Populationen sich in weiten Teilen Mitteleuropas seit Jahrzehnten im Sinkflug befinden. Ein Beispiel ist die Turteltaube, die mit über 100 Brutpaaren auf Gut Hardegg dauerhaft gehalten werden kann.
Zählung der Vögel
- Wählen Sie einen Tag zwischen dem 4. und dem 20. Februar 2022 aus und dokumentieren Sie alle Vogelarten und die Zahl der gesehenen Individuen, die Sie innerhalb von 30 Minuten in einem speziellen Gebiet in Ihrem Revier oder auf Ihrem Betrieb erfassen. Wählen Sie ihren Zählpunkt nach Ihrem Ermessen aus. Verweilen Sie die 30 Minuten bitte vollständig an Ihrem ausgewählten Beobachtungspunkt. Achten Sie darauf, dass Sie möglichst einen guten Rundblick haben und dass Sie nach Möglichkeit etwa zwei Hektar Fläche beobachten können.
- Geben Sie gemäß den Angaben auf dem Erfassungsbogen die Habitattypen und die Feldfrüchte an, die Sie von Ihrem Zählpunkt ausgehend beobachten können. Somit können wir die Beobachtungen in der Auswertung besser einordnen.
- Um eine möglichst hohe Anzahl an Vögeln zu beobachten, suchen Sie sich strukturreiche Flächen aus. Wildäcker, Futterstellen, Brachen, Heckenränder u.a. sind attraktive Habitatelemente, die interessante Resultate erwarten lassen.
- Idealerweise findet die Zählung in der Morgendämmerung statt. Vögel zeigen dann ihre höchste Aktivität im Tagesgang. Es ist allerdings wichtiger, dass überhaupt gezählt wird und so bleibt grundsätzlich der Zählzeitpunkt Ihrer freien Zeitplanung überlassen.
- Nutzen Sie gerne ein Fernglas zur sicheren Ansprache der Vögel und nach Belieben eine Kamera zur späteren Bestimmung der Arten.
Übermittlung der Ergebnisse
Bitte mailen, faxen oder senden Sie den ausgefüllten Fragebogen per Post an die Game Conservancy Deutschland e.V.
Email: sekretariat@gameconservancy.de
Fax: +49 (0) 9082 96 94-19
Postanschrift: Game Conservancy Deutschland e.V.
Schlossstraße 1
86732 Oettingen in Bayern