Mit Drohne und Wärmebildgerät gegen den Mähtod
© Game Conservancy Deutschland
Revierjagdmeister Rupprecht Walch stellte als einer der Ersten die Erfolge bei der Kitzrettung zur Mahdzeit mit Drohne und Wärmebildgerät 2017 vor. Über die sozialen Medien erhielt die Aktion viel Aufmerksamkeit und gelanget schließlich an die breite Öffentlichkeit. Heute helfen die Drohnen auch beim Schutz seltener Vogelarten. Ein Vorzeigebeispiel für Tierschutz und Öffentlichkeitsarbeit.
Das Projekt wurde durch die Gruppe Baden Württemberg Nord im Deutsch Wachtelverein initiiert. Nach zahlreichen Überlegungen innerhalb des Vereines konnte eine Investition von ca. 25.000 Euro in zwei entsprechend ausgestattete und leistungsfähige Drohnen getätigt werden. Im Jahr 2017 konnten mit dieser Technik bereits über 100 Kitze vor dem Mähtod gerettet werden und in 2018 und 2019 wurde die Zahl weiter gesteigert. Bekanntheit erlangte das Projekt letztlich durch die neuen Medien. Ein entsprechender Post bei Facebook sorgte in 2017 für eine sehr große Öffentlichkeitswirkung, in deren Folge zahlreiche regionale und überregional Artikel in der Presse und auch Fernsehreportagen entstanden. Sogar die Süddeutsche Zeitung und die BILD Zeitung berichteten über das erfolgreiche Projekt.
Da die Arbeit zur Kitzrettung nur sehr saisonal begrenzt ist, ergeben sich z.B. bei der Wildschadensschätzung im Mais oder dem Auffinden von Wildschweinen in großen Feldfruchtschlägen weitere Einsatzmöglichkeiten. Während der Belaubung im Wald ist jedoch die Wärmebildtechnik kaum einzusetzen, da Blattwerk und Dickicht die Wärmesignaturen meist vollständig abschirmen.Weiterhin unterstützt Herr Walch mit der Technik auch den Landesbund für Vogelschutz (LBV), in dem er einzelne Schutzgebietsbetreuer beim Auffinden von Nestern des Großen Brachvogels und des Kiebitz.
Vorbild mit Nachahmern
Zur sicheren Durchführung von Drohnenflügen hat Herr Walch bereits mehrere Fortbildungsveranstaltungen besucht und einen entsprechenden Führerschein erworben. Die Drohne kann mit einer Akkuladung ca. 15 Minuten fliegen und innerhalb von vier Minuten ist bei Normalbedingungen einen Hektar Fläche abgesucht. Mit 20 Kitzen an einem Morgen, wurde der bisherige Fundrekord aufgestellt.
Aus der Abhängigkeit von der Technik ergeben sich jedoch auch einige Probleme. So sind im Frühjahr 2018 beide IR-Kameras ausgefallen und nur aufgrund der Unterstützung durch den Hersteller konnte die Kitzrettung fortgesetzt werden. Die Relevanz der Kitzrettung aus Tierschutzaspekten ist enorm. Nach Schätzungen des BMELV werden jährlich bis zu 100.000 Kitze durch Mahd getötet.
Neben ihrer Rettung markiert Herr Walch auch die gefundenen Kitze, um damit Information über den weiteren Lebenslauf zu erhalten. Wiedergefunden werden lediglich 20 bis 30 Prozent der markierten Individuen und diese halten sich meist konstant in einem Umkreis von etwa 30 Hektar um den Ort auf, an dem sie geboren wurden. Einige wenige Rückmeldungen stammen aus größerer Entfernung, wenn beispielsweise die markierten Kitze im Folgejahr als Jährlinge erlegt werden. Hier sind Abwanderungen über mehrere Kilometer bekannt geworden.
Die Idee mittels Drohne und Wärmebildtechnik Kitze vor dem Mähtod zu bewahren, hat durch die gute Öffentlichkeitsarbeit und mit der stetigen Weiterentwicklung der Technik mittlerweile zahlreiche Nachahmer gefunden. In Deutschland sind bereits im Frühjahr 2018 mehrere Gruppen mit entsprechender Technik aktiv gewesen.
Für das nächste Jahr plant Herr Walch nun auch Alternativen zu testen. So sollen die verschiedenen auf dem Markt verfügbaren „Kitzretter“ auf ihre Zuverlässigkeit überprüft werden.
Link zum Beitrag im ZDF : Kitzrettung mit Drohne