Mehr Biodiversität in der Agrarlandschaft

Mehr Biodiversität in der Agrarlandschaft2020-02-03T19:25:01+00:00

Project Description

Neues G.C.D.-Großprojekt in Bayern zur Optimierung der biodiversitätsfördernden Agrarmaßnahmen.

Bayrisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) fördert richtungsweisendes Projekt der Game Conservancy Deutschland e.V.

Bereits vor mehr als 25 Jahren haben sich Mitglieder der G.C.D. anlässlich einer Exkursion nach Loddington, England, Artenschutzmaßnahmen des Game & Wildlife Conservation Trust angeschaut. Das Potenzial von sog. Beetle Banks (z.dt. Insektenwälle – mehr dazu hier) als Stütze für den Erhalt und die Förderung von Insekten, Vögeln und anderen Feldbewohnern wurde bereits damals erkannt, jedoch haben diese Insektenwälle kaum den Sprung von den britischen Inseln in die Agrarlandschaft des kontinentalen Europas geschafft.

Erst in jüngster Vergangenheit wurde eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit und der Politik insbesondere durch den Rückgang von Blüten- und Insektenvielfalt in der Landschaft erreicht. Nach den großen Erfolgen eines Pilotprojektes in Brandenburg fördert nun  das bayrische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) als Vorreiter ein großes Projekt zur Integration der Insektenwälle in die Agrarumweltprogramme.

In dem G.C.D.-Projekt soll die Kombination aus Insektenwällen und einem blühenden Streifen mit horstbildenden Gräsern in der Basiseinsaat als Ganzjahresbiotop im Vergleich zu bisherigen nicht kombinierten Agrarumweltmaßnahmen im Bezug auf ihre Vorteile zur Steigerung der Biodiversität getestet werden. Es erfolgt eine ökologische und ökonomische Bilanzierung und die Maßnahme soll bei positivem Ergebnis in die GAP -Reform (Gemeinsame Agrarpolitik) einfließen mit dem Ziel, diese Streifen mit einem Koeffizienten im umgebenenden Schlag zu integrieren und künftig nicht als einzelnen Schlag zu melden. Für den Erhalt der Bidiversität wird es als unabdingbar angesehen, dass künftig mosaikartig und in möglichst dichtem Netz Ganzjahresbiotope entstehen, die Trittsteinbiotope für Tierwanderungen und Pflanzenausbreitung darstellen und insbesondere als Fortpflanzungs- wie auch Nahrungsraum dienen können.

Der schematische Aufbau einer Beetle Bank zwischen zwei Feldern. So kann sie ihre Aufgabe als Refugium für Insekten, Kleintiere und Spinnenarten erfüllen. Quelle: Game & Wildlife Conservation Trust
Etablierter Insektenwall, der mit Gras bewachsen ist. Er ist ein wertvoller Beitrag zum Erhalt und der Förderung der Artenvielfalt. Foto: Dr. Nina Krüger

Exkurs – Was sind Beetle Banks?

Unter Beetle Banks (Insektenwälle) versteht man zwei bis vier Meter breite, etwa 40 Zentimeter hohe Wälle an Ackerrändern, die mit speziellen Grasmischungen eingesät werden und mehrere, aufeinanderfolgende Wachstumsperioden bestehen sollen.

Unter den richtigen Bedingungen tragen diese Strukturen, in denen viele, teils räuberische Insekten- und Spinnenarten überwintern können um im Frühjahr wieder ins Feld einzuwandern, zum Erhalt und der Förderung der Biodiversität bei ohne dabei landwirtschaftliche Praxis zu behindern oder einzuschränken. Zudem wird Bodenbrütern und Niederwild zusätzlicher Lebensraum geschaffen.

Das Projekt in Bayern definiert zum Beginn mehrere Teilziele, die in direkter Kooperation mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (Standort Triesdorf) fachlich solide untersucht und ausgeführt werden.

  1. Die hergestellten Biotope aus Insektenwällen und Blühstreifen werden im Hinblick auf ihre tatsächliche Wirkung für den Erhalt von bodenlebenden und fliegenden Insekten überprüft. Hierzu werden unter anderem Vergleiche mit Nullflächen gezogen.
  2. Die Funktionalität der streifenförmigen Biotope wird im Hinblick auf die Wirkung als Wanderachse für bodenlebende und fliegende Insekten untersucht.
  3. Es soll die Wirkung der Flächen als Brut- und Aufzuchtsbiotop für Feldhasen und Feldvögel untersucht und vergleichend dargestellt werden. Durch landwirtschaftliche Maßnahmen wird auf weiten Flächen der heutigen Agrarlandschaft eine erfolgreiche Brut und Aufzucht deutlich erschwert, so dass diese neu geschaffenen und strukturierten Feldeinheiten eine höhere Habitatpräferenz erwarten lassen und damit potenziell einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt leisten können.
  4. Insektenwälle sind zwar regelmäßig beschrieben, jedoch liegen kaum praktische Erfahrungen bzgl. der Anlage vor. Innerhalb des Projektes sollen daher konkrete Arbeitsanweisungen und Maschinenanforderungen beschrieben werden, die eine effiziente Anlage und Pflege darstellen.
  5. Es wird eine Vollkostenrechnung zur Erstellung und der Pflege der Insektenwälle und gegebenenfalls angrenzenden Maßnahmen durchgeführt, so dass insbesondere auch die variablen Kosten zu einer realen Bedarfsrechnung führen, die für eine Umsetzung als Agrarumweltmaßnahmen unumgänglich ist, um begründbare und realistische Förderungen z.B. über GAP zu realisieren.
  6. Es soll eine Umfrage unter Landwirten bzgl. der Akzeptanz der Maßnahmen durchgeführt werden. Hierzu müssen Daten zur Machbarkeit, Finanzierung und ökologischen Effizienz dargelegt werden können, um die teilnehmenden Landwirte ausreichend zu sensibilisieren und mit dem erforderlichen Kenntnisstand befragen zu können.

Die Maßnahmen werden in drei landwirtschaftlichen Betrieben in unterschiedlichen geologischen Regionen Bayerns ausgeführt. Bei den drei Betrieben handelt es sich um engagierte, konventionell wirtschaftende Familienunternehmen, die in Kooperation mit dem bayrischen Bauernverband demonstrieren, dass neben einer leistungsfähigen Produktion hochwertiger Lebensmittel die Förderung der Biodiversität zum ureigenen Interesse einer zukunftsfähigen Landwirtschaft gehört.

Die Game Conservancy Deutschland e.V. dankt dem Bayrischen Staatministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) für die Förderung, dem Bayrischen Bauernverband, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und allen voran den drei mitarbeitenden Betrieben für die Zusammenarbeit.