Turteltauben in der Kulturlanschaft

Turteltauben in der Kulturlanschaft

Rückgang einer weiteren häufigen Art?!

© Dr. Daniel Hoffmann, Game Conservancy Deutschland e.V.

Die Turteltaube hat in den vergangenen 20 Jahren in Europa einen erschreckenden Populationsrückgang  zu verzeichnen. Nach internationalen Daten ist eine Bestandsreduktion auf dem europäischen Kontinent von 79 Prozent anzunehmen. So wird die Art auch seit dem Jahr 2015 im Red Data Book der IUCN als „vulnerable“ kategorisiert (Streptopelia turtur (European Turtle-dove) (iucnredlist.org).

Weltweit liegen die Populationsschätzungen der Turteltaube bei 12,8  bis 47,7 Millionen erwachsenen Individuen. Das hohe  Konfidenzintervall der Bestandsangabe ist typisch bei weit verbreiteten Arten, lässt sich jedoch ohne weitere international abgestimmte  Monitoringprogramme nicht weiter präzisieren. Grundsätzlich ist die Art damit noch als häufig zu bezeichnen aber die Entwicklung ist dramatisch.

In Deutschland ist ein Rückgang zwischen 1992 und 2016 von knapp 90 Prozent beschrieben und in Großbritannien ist sie bei Rückgängen um 94 Prozent aus vielen Landstrichen ganz verschwunden. In Österreich ist seit den 1990er Jahren ein Rückgang von knapp 70 Prozent belegt. Aktuell liegen die Bestandszahlen in Deutschland geschätzt zwischen 12.500 und 22.000 Brutrevieren und für Österreich ist von etwa 10.000 Brutpaaren auszugehen.

Der Erhalt der Turteltaube kann möglicherweise noch gelingen, allerdings sollten dann umgehend die richtigen Maßnahmen gesetzt werden und dies bedeutet nicht, die Art und Weise der Landwirtschaft zu verändern, sondern in den bestehenden ökonomischen Strukturen Möglichkeiten für die Schaffung von Ganzjahreslebensräume zu schaffen, die den Arten der Kulturlandschaft großräumig fehlen. Dabei ist die Turteltaube nur eine von vielen „Flaggschiffarten“, die als Indikator für eine artenreiche Feldflur dienen können.

Im Modellbetrieb Gut Hardegg, wo die G.C.D. weit Jahren mit Projekten und Beratungen aktiv sein darf, wurde im Frühjahr 2021 eine umfassende Kartierung der Turteltaube durchgeführt.  Durch Verhören wurden die Reviere der rufenden Turteltauben in einem Geografischen Informationssystem erfasst. Er erfolgten zwei Begehungen in den Monaten Mai und Juni.

Nach der Auswertung der Daten konnten für den Betrieb Gut Hardegg 102 Reviere der Turteltaube dargestellt werden, was bei einer Untersuchungsfläche von ca. 2.000 Hektar eine Revierdichte von 5,1 Revieren je 100 Hektar bedeutet.

Die Revierdichte in Österreich mit einer Ackerfläche von 1,32 Millionen Hektar und 10.000 geschätzten Brutpaaren liegt hingegen nur bei 0,76 Revieren je Quadratkilometer.

Trotz der intensiven und konventionell betriebenen Landwirtschaft auf Gut Hardegg bietet das Gebiet aufgrund des Vier-Säulen-Systems ein8e mittlerweile fast einzigartige Artenvielfalt. Langjährige Strukturen und Habitate schaffen, Blühstreifen und Beetle Banks in einem großflächigen Mosaik anlegen, ganzjährig Feldvögel füttern und eine solide Prädatorenbejagung betreiben lassen in der Kombination Artenschutz gelingen.

Würde auf den Ackerflächen Österreichs eine vergleichbare Aktivität entfaltet wie auf Gut Hardegg würde dies bedeuten, dass nicht 10.000 Reviere der Turteltaube vorkämen – es wären dann über 65.000!

Mit diesem weiteren beeindruckenden Beispiel ist es Hoffnung und Ansatz der G.C.D. und von Gut Hardegg, dass Landwirtschaft und Artenschutz wieder eine Einheit werden müssen.

Ganzjahreslebensräume müssen in die Landwirtschaft eingepasst werden und sind wesentlicher Bestandteil im Schutz der Biodiversität. Foto: Dr. Daniel Hoffmann
Beetle Bank und Blühstreifen in großen Ackerflächen sind wichtige Säulen zur Förderung der Biodiversität. Foto: Dr. Daniel Hoffmann
Die Turteltaube war einst eine häufige Art der Feldflur. Sie befindet sich nun auf dem wie viele andere auf dem Rückgang.Foto: Pixabay
Index der Bestandsentwicklung relativ zum Jahr 2006 (=100%). Bestandsentwicklung, Verbreitung und jahreszeitliches Auftreten von Brut- und Rastvögeln in Deutschland. Quelle: Dachverband der Deutsche Avifaunisten
Prozentuale Abnahmen bzw. Zunahmen der jeweils 25 Arten, deren Populationen sich über den Zeitraum des 24-Jahrestrends (1992–2016) am stärksten verändert haben (nur Arten der Kategorie I berücksichtigt, ohne Neozoen). (Daten: https://www.dda-web.de)
2022-03-23T13:43:11+00:00März 23rd, 2022|Allgemein|