Vielfalt im Wirtschaftswald

Vielfalt im Wirtschaftswald

Vielfalt der Tagfalter und Widderchen im Wirtschaftswald Oettinger Forst

© Dr. Daniel Hoffmann, Game Conservancy Deutschland e.V.

Der Oettinger Forst ist nachweislich seit mindestens 500 Jahren systematisch  bewirtschaftet und liegt am Nordrand des Nördlinger Rieses. Die hügelige Landschaft erreicht Höhen bis 550 Meter über NN und liegt damit einer Region, die grundsätzlich eine hohe Tagfaltervielfalt und Anzahl erwarten lassen kann. Nach den Aufsehen erregenden und medienwirksamen Ergebnissen zu Insektenrückgängen in Krefeld (Hallermann et al. 2017), wo eine Reduktion der Insektenbiomasse von bis zu 80 Prozent angenommen wird, sind Studien zur Insektenvielfalt deutlich stärker in den Fokus von Gesellschaft und Politik gerückt.

Tatsächlich ist die G.C.D. auch zu Themen der Insektenvielfalt schon seit mehr als zwei Jahrzehnten aktiv und im beschriebenen Oettinger Forst wurde eine erste „Schmetterlingskartierung“ bereits im Jahr 2001 durchgeführt. Die gleiche Studie, die im Jahr 2001 auf 41 Stichprobenflächen im Zeitraum zwischen Mai und September in sieben Begehungen durchgeführt wurden, ist in den Jahren 2020 und 2021 wiederholt worden, wobei die Ergebnisse aus 2021 erst im Januar 2022 veröffentlicht werden können. Beide Folgestudien  wurde fachlich betreut vom Autor der Studie aus dem Jahr 2001 und dem heutigen Direktor des Deutschen Entomologischen Instituts in Müncheberg, Prof. Dr. Thomas Schmitt.

Tagfalter können gute Indikatoren für die Vielfalt der Insekten sein. Foto: Dr. Daniel Hoffmann
Vergleich der Diversität der Tagfalter und Widderchen im Oettinger Forst zwischen den Jahren 2001 und 2019. Abbildung: Alexej Maseluk
Vergleich der Individuenzahlen der Tagfalter und Widdechen zwischen den Jahren 2001 und 2019 in den Habitaten. Abbildung: Alexej Maseluk
Tagfalter können gute Indikatoren für die Vielfalt der Insekten sein. Foto: Dr. Daniel Hoffmann

Im Jahr 2020 ergab sich ein deutlicher Rückgang der Individuenzahl der Tagfalter und Widderchen. Während in 2021 während der Begehungen 3.148 Individuen gezählt wurden , waren es 2001 noch 5.014. Zahlenmäßige Rückgänge ergaben sich teilweise auf den Waldwiesen und vor allem auf den Windwurfflächen und den ehemaligen Steinbrüchen und einer stillgelegten Sandgrube.  Steinbrüche wie auch die Sandgrube sind mittlerweile mit Stangenholz bewaldet und haben den offenen Charakter, der 2001 noch beschrieben wurde, verloren. Dies hat sich insbesondere negativ auf das Vorkommen von Tagfaltern ausgewirkt. Die Windwurfflächen sind ebenfalls wieder bestockt und bieten daher aus gleichem Grund den lichtliebenden Arten geringere Lebensraummöglichkeit.

Im Wirtschaftswald selbst blieb die Zahl der gefundenen Individuen unverändert und darüber hinaus stieg dort sogar die Diversität der Tagfalter und Widderchen im Betrachtungszeitraum. Der Diversitätsindex nach Shannon (vgl. Abb.) verringerte sich anders als die Individuenzahl in den 20 Jahren in geringerem Umfang. Im Wald selbst stieg die Diversität und auf den Wiesen ging sie nur leicht zurück, was auch auf jährliche Schwankungen zurückzuführen sein kann. Steinbrüche und Windwurfflächen verloren hingegen deutlich an Diversität.

Die Veränderungen der Tagfalterpopulationen können im Oettinger Forst nicht nur dargestellt, sondern auch erklärt werden. Es wäre zu überlegen, ob die alten Steinbrüche oder die Sandgrube wieder als Artenschutzmaßnahme wieder teilweise entwaldet werden, um somit einen Beitrag zum Erhalt der Insektenvielfalt zu leisten.

Wichtig bleibt, dass die Kartierungen im Sinne eines Monitorings in einem Turnus fortgeführt werden, um somit eine stete Information über potenzielle Veränderungen zu erhalten.

2022-03-22T22:01:22+00:00März 22nd, 2022|Allgemein|