Weinbau und Artenschutz

Weinbau und Artenschutz

Weinbau und Artenschutz an der Mosel

© Dr. Daniel Hoffmann, Game Conservancy Deutschland e.V.

Mit dem Schlossgut Liebieg darf die GCD einen ersten konventionellen Weinbaubetrieb bezüglich Schaffung von Lebensräumen und Erhalt von Biodiversität beraten und es sind interessante Monitoringprojekte geplant, die eine Evaluierung der geplanten Maßnahmen ermöglichen werden.

Bisher scheint nur eine überschaubare Anzahl an Projekten und Studien zu dem Thema öffentlich verfügbar zu sein. Möglicherweise ist der Weinbau als ästhetischer Bestandteil unserer Kulturlandschaft nicht so sehr im Fokus der Diskussion um Biodiversität und auch das Bild einer Weinbaulandschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten weit weniger gewandelt, als das Bild der Landwirtschaft.

Auch wenn der Weinbau in der Gesamtheit nur einen geringen Flächenanteil der bewirtschafteten Landschaft beanspruchen kann, sind oftmals die Weinbauregionen aus biogeografischer und ökologischer Sicht sehr interessante Standorte mit viel Potenzial zum Erhalt besonderer Faunen- und Florengemeinschaften.

Im Spätsommer 2021 konnte eine erste Vorstudie zum Insektenvorkommen umgesetzt werden. Aufgrund stetiger Regenfälle du niedriger Temperaturen sind die Ergebnisse nur als erstes Screening zu werten, aber der Versuchsaufbau konnte dadurch bereits gut vorbereitet werden. Es werden auf Stichprobenflächen des 30 ha umfassenden Betriebes Schlossgut Liebieg Rebflächen im flachen Moseltal, in den Steilhängen und in Bracheflächen untersucht und verglichen. Damit wird der Ist-Zustand des Artinventars dargestellt und in der Folge wird durch gezielte Begrünungen und turnusmäßige Pflegemaßnahmen versucht, die Artenvielfalt der fliegenden und bodengebunden Insekten zu erhöhen. Hier sind nicht nur wissenschaftlich interessante Ergebnisse zu erwarten, insbesondere sollen anwendungsgerechte Anleitungen zu mehr Vielfalt im Weinbau entwickelt werden.

Neben den Erhebungen zu Insektenvorkommen ist eine ornithologische Basiskartierung im Frühjahr 2022 geplant. Weiterhin sollen in einem ersten Screening qualitativ die Reptilien und Amphibien erfasst werden, um aufbauend auf diesen Erkenntnissen auch eine Förderung dieser interessanten zoologischen Gruppen zu erzielen.

Die angedachten Studien werden als mehrjähriges Monitoring konzipiert, wobei fachlich anerkannte Freilandmethoden mit vertretbarem Aufwand eingesetzt werden. Begleitet und unterstützt werden die Arbeiten durch mehrere deutsche Hochschulen und Universitäten, mit denen die GCD seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Es gilt zu dokumentieren, welche der angesetzten Maßnahmen tatsächlich den gewünschten Doppelnutzen „Ökonomie und Ökologie“ leisten können und nachhaltig in der Weinbaupraxis integriert werden können.

Das Schlossgut Liebieg übernimmt mit der GCD hier eine Vorreiterrolle, die hoffentlich viele Nachahmer im Sinne einer ökosystemgerechten Landbewirtschaftung finden wird.

Reptilienuntersuchungen werden einen der Schwerpunkte der Arbeiten im Schlossgut Liebieg darstellen (hier: Podarcis muralis nigriventis). Foto: Dr. Daniel Hoffmann
Die Begrünung der Weinberggassen kann ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt der Biodiversität bedeuten. Foto: Dr. Daniel Hoffmann
Blick über die Weinberge und die Mosel bei Klüsserath. Foto: Dr. Daniel Hoffmann
Ergebnisse einer ersten Insektenerfassung mittels Barberfallen im September 2021 an verschiedenen Standorten. Für 2022 sind detailliertere Erfassungen in Planung.
2022-03-22T14:24:12+00:00März 22nd, 2022|Allgemein|